Umstellung des Day-Ahead-Marktes auf 15-Minuten-Zeitintervalle
Ab dem 01.10.2025 erfolgt die Umstellung des Day-Ahead-Marktes (DA) von 60-Minuten- auf 15-Minuten-Market Time Units (MTUs). Der Day-Ahead-Markt ist der zentrale Stromhandelsplatz mit dem größten Handelsvolumen. Im Intraday-Markt (IDA) werden diese Intervalle bereits genutzt. Ursprünglich sollte die Umstellung bereits Anfang 2025 erfolgen, sie wurde jedoch verschoben. Neues Zieldatum ist der 01.10.2025.
Hintergrund der Umstellung
Die Umstellung des Day-Ahead-Marktes auf 15-Minuten-Zeitintervalle geht auf Vorgaben der Europäischen Union zurück. In der Verordnung (EU) 2015/1222 wurden erstmals Leitlinien für grenzüberschreitende Day-Ahead- und Intraday-Auktionen festgelegt. Zentrales Element dieser Verordnung ist das sogenannte Single Day-Ahead Coupling (SDAC), das darauf abzielt, einen einheitlichen europäischen Großhandelsmarkt für Strom zu schaffen.
Ergänzend dazu wird in der Verordnung (EU) 2017/2195 das Zeitintervall konkretisiert: Alle Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) sind verpflichtet, die Ungleichgewichtsausgleichsperiode (Imbalance Settlement Period, ISP) europaweit auf 15 Minuten zu harmonisieren. Damit einher geht die Vorgabe, dass sämtliche an den SDAC gekoppelten Strombörsen 15-Minuten-Produkte in ihren Märkten anbieten müssen. Aus diesen regulatorischen Rahmenbedingungen ergibt sich folgerichtig die Umstellung des Day-Ahead-Marktes von bislang 60-Minuten- auf künftig 15-Minuten-Zeitintervalle.
Gründe und Vorteile
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Genauere Abbildung von Erzeugung und Verbrauch: Besonders Wind- und Solarstrom sind sehr volatil und können innerhalb einer Stunde stark schwanken. Das bisherige 60-Minuten-Produkt bildet nur den Mittelwert ab und verfehlt kurzfristige Peaks.
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Bessere Prognosequalität: Die vierfach feinere Auflösung in 15-Minuten-MTUs stellt eine gute Genauigkeit dar, ohne durch zu kurze MTUs im niedrigen Minutenbereich neue Ungenauigkeiten einzubringen.
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Harmonisierung des europäischen Strommarktes: Einheitliche MTUs erleichtern den grenzüberschreitenden Handel.
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Standardisierung: die 15-Minuten-Auflösung wird künftig Standard sein, dennoch können in manchen Fällen 30- und 60-Minuten-Produkte bestehen bleiben.
Wechselwirkung zwischen DA und IDA und Auswirkungen auf die Strombörsen
Derzeit führt die unterschiedliche zeitliche Auflösung im Day-Ahead- (60 Minuten) und Intraday-Markt (15 Minuten) zu einer deutlichen Wechselwirkung, die sich in einem sägezahnähnlichen Verlauf der Intraday-Preise zeigt. Zur Beschreibung des Phänomens muss die Residuallast betrachtet werden. Die Residual bezeichnet die Netzlast abzüglich der erneuerbaren Stromerzeugung, also die Leistung, die von steuerbaren Kraftwerken bereitgestellt wird. Sie steigt entweder bei gleichbleibender Netzlast und sinkender erneuerbarer Stromerzeugung, oder bei konstanter erneuerbarer Stromerzeugung gleichzeitigem Anstieg der Netzlast.
Auf dem Day-Ahead Markt werden 60-Minuten-Produkte gehandelt. Steigt oder sinkt die Residuallast kontinuierlich, führt das zu folgendem Phänomen: Die über eine Stunde hinweg ansteigende Residuallast wird am Day-Ahead-Markt als Durchschnittswert gehandelt, wodurch eine konstante Residuallast dargestellt wird. In der Realität liegt die Residuallast bei einem Anstieg jedoch in der ersten halben Stunde niedriger und in der zweiten halben Stunde höher als dieser Mittelwert. Dadurch entsteht ein Verzerrungseffekt: In der ersten halben Stunde wirkt das Stromangebot größer als der tatsächliche Bedarf, was die Preise im IDA senkt. In der zweiten halben Stunde bleibt die Residuallast in der Day-Ahead Auktion konstant, während der Bedarf weiter ansteigt, wodurch die Preise der Intraday-Auktion steigen. Am Stundenwechsel verschärft sich dieser Effekt noch einmal, da die Prognose von einer zu niedrigen auf eine zu hohe Residuallast springt. Der stetig steigenden Bedarf an Residuallast steht damit plötzlich ein Überangebot gegenüber, was zu einem kurzfristigen Preiseinbruch im IDA führt, bevor sich das Muster in der neuen Stunde wiederholt. Bei sinkender Nachfrage beziehungsweise abnehmender Residuallast zeigt sich das gleiche Muster in umgekehrter Richtung. Dieses charakteristische Auf und Ab, das sich aus der unterschiedlichen zeitlichen Auflösung der beiden Märkte ergibt, ist als Sägezahnmuster bekannt.

Dieses Muster führte bisher für Speichersysteme zu Optimierungsmöglichkeiten zwischen DA und IDA. Mit der Umstellung auf 15-Minuten-Produkte im DA wird dieses Phänomen weitgehend verschwinden, da Day-Ahead- und Intraday-Märkte künftig dasselbe Intervall abbilden.
Erwartete Änderungen
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Steigende Volatilität im DA: Kurzfristige Preispeaks werden abgebildet und eröffnen zusätzliche Chancen.
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Mehr Arbitrage-Möglichkeiten im DA: 96 statt 24 Zeitslots.
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Sinkende Arbitrage-Möglichkeiten zwischen DA und IDA: Preisunterschiede beider Märkte werden kleiner.
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Verlagerung des Handelsvolumens: Intraday-Auktionen könnten an Bedeutung verlieren, da sich DA und IDA stärker angleichen.